Deutscher Stummfilmpreis: Preisträger 2021

Die Stummfilmmusiker Joachim Bärenz und Günter A. Buchwald, der Dirigent und Arrangeur Burkhard Götze und der Filmverlag absolut MEDIEN GmbH sind die Preisträger im Jahr 2021.

Der Deutsche Stummfilmpreis ehrt Persönlichkeiten und Institutionen, die sich um die Präsentation, Wertschätzung, Förderung, Erforschung oder Bewahrung des frühen Films verdient gemacht haben. Das Online-Magazin „Stummfilm Magazin“ verleiht seit 2020 jährlich den Deutschen Stummfilmpreis.

Mit der Auszeichnung sollen beispielhaft die vielen leidenschaftlichen und vielfältigen Bemühungen zur Pflege des frühen Filmerbes gewürdigt werden, die von engagierten privaten Initiativen bis hin zu öffentlich geförderten Institutionen geleistet werden. Zudem will der Preis eine größere Aufmerksamkeit auf den Stummfilm ziehen, der auch heute noch aufgrund seiner oftmals einzigartigen und nach wie vor einflussreichen künstlerischen Kraft zu faszinieren vermag.

Die Preisträger 2021

Der Stummfilmmusiker Joachim Bärenz (74) erhält den Deutschen Stummfilmpreis 2021 für seine besondere Verdienste um die Stummfilmkultur. Seine Schaffensphase umfasst fünfzig Jahre mit unzähligen, gefeierten Stummfilmkonzerten rund um den Globus und einer Vielzahl von Musikaufnahmen für Fernsehen, Rundfunk und DVD. Seit 2019 ist Joachim Bärenz im Ruhestand. Er gehört zu den Pionieren der Stummfilm-Renaissance, die um das Jahr 1970 begann und die öffentlichen Wiederbelebung und Wertschätzung des frühen Filmerbes und dessen Aufführungspraxis einleitete und verstetigte. Dem Können und der Leidenschaft von Joachim Bärenz ist es mit zu verdanken, dass der Stummfilm in den letzten Jahrzehnten ein immer größeres Publikum findet und begeistert. Als begnadeter Improvisator und brillanter Interpret von original Stummfilm-Musikpartituren hat er unzähligen Stummfilmen die akustische Dimension wiedergegeben und so die historische Aufführungspraxis des Stummfilms nicht nur einem heutigen Publikum nähergebracht, sondern die Stummfilmmusik auch durch die Einbeziehung von aktuellen musikalischen Tendenzen und Bezügen weiterentwickelt.

„Ich fühle mich sehr geehrt durch die Auszeichnung mit dem Deutschen Stummfilmpreis 2021. Anfang der siebziger Jahre war ich so ziemlich der einzige, der sich mit der Begleitung von Stummfilmen am Klavier beschäftigte. Sehr bald wurde mir klar, dass die Musik dem Film eine neue Lebendigkeit geben konnte. Deswegen bin ich froh, dass die Kolleg*innen heutzutage diese Tradition fortführen und auch durch Aufführungen mit Orchestern dazu beitragen, den Stummfilm aus seiner musealen Ecke zu holen und aufregend und spannend zu erhalten. Zudem helfen auch Medien wie das Stummfilm Magazin und die Preisverleihung des Deutschen Stummfilmpreises, den Stummfilm einem heutigen Publikum näher zu bringen“, sagte Joachim Bärenz nach Bekanntgabe der Preisträger.

Der Stummfilmmusiker Günter A. Buchwald (69) erhält ebenfalls den Deutschen Stummfilmpreis 2021 für seine besondere Verdienste um die Stummfilmkultur. Der Dirigent, Pianist, Violinist und Komponist aus Freiburg im Breisgau zählt ebenfalls zu den Mitbegründern der Stummfilm-Renaissance. Günter A. Buchwald ist zugleich Meister der Improvisation als auch des durchkomponierten Stummfilm-Soundtracks. Seit Jahrzehnten begleitet er Stummfilme solo oder gemeinsam mit anderen Musiker*innen in unterschiedlichem Rahmen: von Soireen in Filmerbeeinrichtungen und Filmreihen in Kinos bis zu Galavorstellungen auf den renommiertesten und publikumsstärksten Stummfilmfestivals weltweit, etwa in Bonn, Pordenone, Lyon oder San Francisco. Dass er neben dem Klavier auch immer wieder die Geige einsetzt – gelegentlich gleichzeitig – erstaunt nicht nur das Publikum, sondern beeinflusste auch andere Musiker. Seine Musik ist vielfach auf herausragenden Stummfilm-DVDs veröffentlicht.

„Herzlichen Dank für diese wertvolle Auszeichnung. Wahrscheinlich gäbe es diesen Preis nicht, wenn nicht Kollegen wie Joachim Bärenz, Neil Brand, Donald Sosin und andere mit dieser Leidenschaft das Feuer, die Begeisterung für den Stummfilm bei vielen Zuschauern entzündet hätten. Mir sind die Filme der 1910er und 1920er Jahre weiterhin nicht nur ästhetische-künstlerische Herausforderung, sondern auch politische Warnung vor heutigen Tendenzen, die an die der 1930er Jahre erinnern“, sagte Günter A. Buchwald nach Bekanntgabe der Preisträger.

Der Dirigent und Arrangeur Burkhard Götze (44) erhält den Deutschen Stummfilmpreis 2021 für die Rekonstruktion der originalen Filmmusik von „Sumurun“ (D 1920). Der turbulente Ausstattungsfilm von Meisterregisseur Ernst Lubitsch, mit Paul Wegener und Pola Negri prominent besetzt, gehört zu den bekanntesten Klassikern des Weimarer Kinos. Die Originalkomposition von Victor Hollaender (1866-1940), eine Auftragsarbeit der Ufa, galt lange als verschollen. 2020 entdeckte Burkhard Götze einen vollständigen Klavierauszug und erstellte anhand diesem eine neue, den musikalischen Gepflogenheiten der Entstehungszeit verpflichtete Orchesterfassung, die Film und Musik nun wieder als integrales Gesamtkunstwerk aufleben lassen. Burkhard Götzes so gekonnte wie einfühlsame Musikrekonstruktion lädt ein heutiges Publikum dazu ein, „Sumurun“ neu zu entdecken.

„Mit großer Überraschung und unbeschreiblicher Freude habe ich von der Auszeichnung mit dem diesjährigen Deutschen Stummfilmpreis erfahren. Ich fühle mich sehr geehrt und bin dankbar und glücklich. Der Preis bedeutet eine große Anerkennung meiner Arbeit an der Rekonstruktion und Orchestrierung von Victor Hollaenders Originalmusik zu „Sumurun“ und ich freue mich, dass die Auszeichnung den Blick der Öffentlichkeit auf den prächtigen Film und seine wunderbare Musik richtet. Gleichzeitig ist dieser Preis auch Ansporn und Triebfeder, mich weiterhin intensiv für die Stummfilm- und Kinomusik der ersten Jahrzehnte des Films einzusetzen und dieses Gebiet weiter zu erforschen und erlebbar zu machen.

Möglich wurde diese Auszeichnung nicht zuletzt durch die großartige Unterstützung des Stummfilmmusikers Richard Siedhoff, des Hollaender-Biografen Alan Lareau, die Musiker*innen des Deutschen Filmorchester Babelsberg und dessen Intendanten Klaus-Peter Beyer, sowie des Teams des Nikolaisaal Potsdam. Sie unterstützten die Uraufführung meiner Arbeit im November 2021 und ermöglichten so, dass Victor Hollaenders „Sumurun“-Musik so wunderbar wieder zum Leben erweckt werden konnte.

Außerdem möchte ich der Pianistin Yuliya Peters danken, die mir durch ihre famose Einspielung des Klavierauszugs von Hollaender eine große Inspirationsquelle war, dem Filmwissenschaftler Friedemann Beyer, der mir diesen Film so sehr nahebrachte und mich bei der Uraufführung unterstützte, dem Musikverlag Ries & Erler, der meine Neuorchestrierung der Originalmusik von Hollaender herausbringen wird, sowie meinen lieben Kolleg*innen vom Metropolis Orchester Berlin, die mich bereits fünf Jahre auf meinem Weg als Dirigent begleiten, und ohne die ich wohl kaum diese enorme Freude und Leidenschaft an der Stummfilmmusik entwickelt hätte.

Zu hoffen bleibt, das „Sumurun“ – nun wieder vereint mit seiner Originalmusik – erneut ein großes Publikum finden wird, und die Musik auch als Hilfestellung für eine neue Filmrestaurierung dienen kann. Nochmals herzlichen Dank an die Jury und das Team des Stummfilm Magazins für diese Ehre“, sagte Burkhard Götze nach Bekanntgabe der Auszeichnung.

Der Filmverlag absolut MEDIEN GmbH erhält den Deutschen Stummfilmpreis 2021 für besondere Verdienste um die Stummfilmkultur. Das Unternehmen feiert in 2021 sein 25-jähriges Bestehen. Schon seit Anbeginn der Verlagstätigkeit hat der Stummfilm eine festen Platz im Programm der absolut MEDIEN GmbH und ermöglichte so bereits in Zeiten, in denen das Internet noch in den Kinderschuhen steckte und im Fernsehen und Kino der Stummfilm schon ein Dasein als Nischenprogramm fristete, das frühe Filmerbe zu entdecken, zu genießen und zu würdigen. Dabei wird bis heute bei den Stummfilm-Veröffentlichungen des Filmverlags, die unter anderem in Zusammenarbeit mit dem deutsch-französischen Fernsehsender ARTE und verschiedenen Filmerbe-Einrichtungen entstehen, auf hochwertige Rekonstruktionen, hervorragende, mitunter preisgekrönte Musikbegleitungen und fundierte Begleitinformationen großen Wert gelegt.

„Für diese wunderbare Auszeichnung danken wir herzlich. Die Verleihung sehen wir auch als Auszeichnung für die kostbaren Filme, mit denen wir arbeiten dürfen, sowie für die großartigen Menschen, die sie aufarbeiten. Stellvertretend seien hier Nina Goslar von der ZDF/ARTE-Stummfilm-Redaktion, Guido Altendorf vom Filmmuseum Potsdam für seine kundig kuratierten Editionen, Martin Körber von der Deutschen Kinemathek mit seinen prächtigen Berlinale Livemusik-Premieren oder das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum und seine jahrzehntelange Arbeit am Filmschatz Lotte Reinigers genannt – seit Anbeginn Teil unseres Programms. Für den Hörgenuss sorgen die sorgfältigen Musikbearbeitungen aller Richtungen, die die schwarz-weißen oder viragierten Filmen um eine weitere Dimension anreichern. Das Vergnügen wird abgerundet durch die begleitenden Fachmedien, von denen das Stummfilm Magazin das lebendigste ist, sowie durch das interessierte Publikum, das diese prächtigen Filmschätze goutiert und unsere Arbeit dadurch erst ermöglicht.

Stummfilme sind Zeugen ihrer Zeit, ihrer Hoffnungen, Haltungen und Erwartungen und damit eine so spannende wie vergnügliche Seherfahrung, die das heutige Empfinden frisch auslotet und unseren Blick auf das Morgen neu justiert. Stummfilme sind mehr als eine Nische, ein großer ästhetischer wie intellektueller Gewinn und somit eine stets willkommene Anregung. Dieses schöne Wirken wird jetzt mit dem Deutschen Stummfilmpreis 2021 ausgezeichnet – vielen Dank dafür!“, sagte Molto Menz, Geschäftsführer der absolut MEDIEN GmbH, nach Bekanntgabe der Preisträger.

Aufgrund der Coronapandemie wurde die offizielle Auszeichnung der vier Preisträger in 2021 nicht im feierlichen Rahmen einer Live-Veranstaltung durchgeführt. Die Bekanntgabe der Preistäger erfolgte am Sonntag, den 19. Dezember 2021, über die verschiedenen Online-Kanäle von Stummfilm Magazin, wie der Internetseite stummfilm-magazin.de, der Facebookseite „stummfilmmagazin“, der Instagramseite „stummfilm_magazin“ und der Twitter-Seite „Stummfilm Magazin“.

Laudatio auf Joachim Bärenz anlässlich der Verleihung des Deutschen Stummfilmpreises 2021

Der Stummfilmmusiker Joachim Bärenz (74) wird mit dem Deutschen Stummfilmpreis 2021 für seine besonderen Verdienste um die Stummfilmkultur ausgezeichnet. Er ist ein Pionier der Stummfilm-Renaissance, die um das Jahr 1970 einsetze und die öffentliche Wiederbelebung und Wertschätzung des frühen Filmerbes und dessen Aufführungspraxis einleitete und verstetigte.

Bereits 1969, während seines Studiums an der Musikhochschule Frankfurt am Main, begann er Stummfilme zu begleiten. Schnell etablierte er sich als begnadeter Improvisator und brillanter Interpret von original Stummfilm-Musikpartituren, nicht nur in Deutschland, sondern international. Seine Liebe zur zeitgenössischen Musik war auch bei seinen Stummfilmbegleitungen immer wieder zu spüren: Er war Pianist der Tanzabteilung der Folkwang Universität der Künste im Ruhrgebiet und arbeitete dort unter Pina Bausch. Bei Europas größten Stummfilmtagen in Bonn gehörte er über Jahrzehnte zu den Stammmusiker*innen, in Filmmuseen, Kinos, Konzertsälen und bei Stummfilmevents begleitete er sowohl die großen Stummfilmklassiker als auch verschollen geglaubte Filmraritäten. Bei der Berlinale vertonte er Stummfilme der Retrospektiven mit Filmklassikern.

Im Jahr 2003 wurde Joachim Bärenz von der Filmstiftung NRW und dem Verband der deutschen Filmkritik für seine Verdienste um die Stummfilmvertonung ausgezeichnet. 2017 vertonte Joachim Bärenz im großen Kinosaal des Kölner Museum Ludwig anlässlich seines 70. Geburtstags „Hamlet“, eine persönliche Reminiszenz: Zu Asta Nielsens Erfolgsstreifen aus dem Jahr 1921 spielte er bereits in den 1970er Jahren seine erste Stummfilmmusik für das Fernsehen ein. Und er war in den letzten zwei Jahrzehnten an der Erstellung von anspruchsvollen DVD-Produktionen beteiligt. So ist er zu zahlreichen aufwändigen Stummfilm-Rekonstruktionen in der international vielbeachteten DVD-Reihe „Edition Filmmuseum“ zu hören.

Joachim Bärenz ist seit 2019 im Ruhestand und kann auf 50 Jahre so leidenschaftlich wie fachkundige, sein Publikum begeisternde Stummfilm-Begleitung zurückblicken.

Köln im Dezember 2021

Laudatio auf Günter A Buchwald anlässlich der Verleihung des Deutschen Stummfilmpreises 2021

Der Stummfilmmusiker Günter A. Buchwald (69) erhält den Deutschen Stummfilmpreis 2021 für seine besondere Verdienste um die Stummfilmkultur. Der Dirigent, Pianist, Violinist und Komponist aus Freiburg im Breisgau ist seit 1978 Stummfilmmusiker und zählt zu den Mitbegründern der Stummfilm-Renaissance. Er hat bislang in über 3300 Filmkonzerten mehr als 3500 verschiedene Stummfilme begleitet. Günter A Buchwald ist zugleich Meister der Improvisation als auch des durchkomponierten Stummfilm-Soundtracks.

Seit Jahrzehnten begleitet er Stummfilme als Solist oder gemeinsam mit anderen Musiker*innen zu unterschiedlichen Anlässen, von Soireen in Filmerbe-Einrichtungen und Stummfilmevents in Kinos bis zu festlichen Galavorstellungen auf den renommiertesten und publikumsstärksten Stummfilmfestivals weltweit, etwa in Bonn, Pordenone, Lyon oder San Francisco. Sein Repertoire reicht von Barock und Avantgarde bis zu Folk und Jazz. Und so kann Günter A. Buchwald bei der musikalischen Interpretation eines Stummfilms, egal ob Komödie, Drama, Slapstick, Werbefilm oder Dokumentation, in geradezu spielerischer Art aus dem Vollen schöpfen.

Für seine Stummfilmmusik wurde Günter A. Buchwald bereits mehrfach ausgezeichnet, so erhielt er 1995 den Regiokulturpreis der Europäischen Wirtschaft und 2012 den Kulturpreis der Stadt Freiburg (Reinhold-Schneider-Preis), 2021 wurde ihm der Ehrenfilmpreis des Landes Baden-Württemberg zuteil. Er ist musikalischer Direktor des Bristol Slapstick Silent, Gastdirigent des Freiburger Philharmonischen Orchesters Freiburg für Stummfilmkonzerte und Dirigent des Octuor de France für Stummfilmkonzerte. Seine Musik ist vielfach auf herausragenden Stummfilm-DVDs erschienen.

Köln im Dezember 2021

Laudatio auf Burkhard Götze anlässlich der Verleihung des Deutschen Stummfilmpreises 2021

Der Dirigent und Arrangeur Burkhard Götze erhält den Deutschen Stummfilmpreis 2021 für die Rekonstruktion der originalen Filmmusik von „Sumurun“ (D 1920). Die „Sumurun“-Komposition von Victor Hollaender (1866-1940), eine Auftragsarbeit der Ufa, galt lange als verschollen. Hollaender war, wie etwa Paul Lincke und Walter Kollo, ein wichtiger Vertreter der Berliner Operette. Burkhard Götze entdeckte 2020 einen Klavierauszug der Originalmusik und schuf anhand diesem eine Neuorchestrierung.

Burkhard Götze hat den melodischen Erfindungsreichtum von Victor Hollaenders Originalmusik in ein opulentes Orchesterwerk umgesetzt. Die musikalische Möglichkeiten eines großen Klangkörpers schöpft die neue Partitur genüsslich aus, ohne plakativ zu wirken. Eingerichtet wurde die Musikrekonstruktion zu einer Restaurierung von „Sumurun“, die von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung (Wiesbaden) erstellt wurde und die derzeit beste Fassung darstellt. Die Uraufführung der Musikrekonstruktion fand am 13. November 2021 im Nikolaisaal Potsdam statt. Es spielte das Deutsche Filmorchester Babelsberg unter der Leitung von Burkhard Götze.

Burkhard Götze erhielt seine Instrumentalausbildung in Leipzig, Dresden und Berlin und schloss sie mit dem Konzertexamen ab. Seit 2017 gilt sein besonderes Interesse der Stummfilmmusik. Sein Debüt als Stummfilmdirigent gab Burkhard Götze mit einer vielbeachteten Aufführung von Fritz Langs monumentalen Science-Fiction-Film „Metropolis“ (D 1927) zu dessen 90. Uraufführungsjubiläums im Berliner Kino Babylon, zugleich die Gründungsveranstaltung des von ihm ins Leben gerufenen Metropolis Orchester Berlin.

„Sumurun“ ist Dank der so gekonnten wie aufwändigen Arbeit von Burkhard Götze nun wieder ein integrales Gesamtkunstwerk. Ein heutiges Publikum ist dazu eingeladen, Film und Musik wieder neu zu entdecken und sich in dessen Bann ziehen zu lassen.

Köln im Dezember 2021

Laudatio auf das Label absolut Medien GmbH anlässlich der Verleihung des Deutschen Stummfilmpreises 2021

Der Filmverlag absolut MEDIEN GmbH erhält den Deutschen Stummfilmpreis 2021 für besondere Verdienste um die Stummfilmkultur. Das Unternehmen mit Sitz in Fridolfing (Bayern) feiert in 2021 sein 25-jähriges Bestehen. Es wurde 1996 von Filmkunst- Kinoverleihern aus Berlin und München gegründet und empfiehlt sich als Label für gehobene und außergewöhnliche Filmproduktionen und -editionen auf DVD und Blu-ray. Ganz bewusst setzt der Filmverlag auf eine nachhaltige Repertoirearbeit, Titel sollen auch Jahre nach der Erstveröffentlichung lieferbar sein.

Schon seit Anbeginn der Verlagstätigkeit hat der Stummfilm eine festen Platz im Programm der absolut MEDIEN GmbH und ermöglichte so bereits in Zeiten, in denen das Internet noch in den Kinderschuhen steckte und im Fernsehen und Kino der Stummfilm schon ein Dasein als Nischenprogramm fristete, das frühe Filmerbe zu entdecken, zu genießen und zu würdigen.

Dabei wird bei den Stummfilm-Veröffentlichungen des Filmverlags, die unter anderem in Zusammenarbeit mit ARTE Fernsehen und Filmerbe-Einrichtungen entstehen, auf hochwertige Rekonstruktionen und ausgezeichnete Musikbegleitungen ein besonderes Augenmerk gelegt. Meilensteine sind unter anderem zahlreiche Klassiker des russischen Revolutions- und Avantgardefilms, die meisterhaften Silhouettenfilme von Lotte Reiniger, Kurzfilmeditionen („Die Mitchell & Kenyon Sammlung“, Harold Lloyds oder Buster Keatons kürzere Arbeiten, die Werbefilme von Julius Pinschewer) und packende Dokumentarfilme wie „Nanuk“ (USA 1922), „South“ (GB 1919) oder „Die Schlacht an der Somme“ (GB 1916), aber auch Stummfilm-Entdeckungen wie „Chicago“ (D 1931) von Heinrich Hauser und die vielbeachteten Rekonstruktionen von „Die Stadt ohne Juden“ (AT 1924, mit dem preisgekrönten Soundtrack von Olga Neuwirth) und „Das Wachsfigurenkabinett“ (D 1924) von Regisseur und Ausstatter Paul Leni.

Um den veränderten Nutzungsgewohnheiten entgegenzukommen, werden seit einiger Zeit Stummfilme auch als Streaming- oder Downloadangebot unter dem Namen „absolut on demand“ zur Verfügung gestellt, ergänzt um kundige Online-Infodossiers.

Die Programmarbeit des Filmverlags absolut MEDIEN GmbH hat in den letzten 25 Jahren wesentlich dazu beigetragen, dass viele Stummfilme einem breiteren Publikum zugänglich sind und die Begeisterung am frühen Film zugenommen hat.

Köln im Dezember 2021