UFA Filmnächte 2021 in Berlin: Im Gespräch mit Helen Müller

Die Berliner Museumsinsel ist nach einer rein digitalen Ausgabe in 2020 nun erneut Spielort der UFA Filmnächte, die bereits seit über zehn Jahren durchgeführt werden.

Vom 25. bis zum 27. August 2021 präsentieren Bertelsmann und UFA an drei Abenden unter freiem Himmel, vor spektakulärer Kulisse und begleitet von Livemusik große Klassiker des Weimarer Kinos. Stummfilm Magazin sprach mit Helen Müller, Leitung Cultural Affairs und Corporate History bei Bertelsmann, über das Programm und die Idee hinter den UFA Filmnächten.

In Kürze starten die UFA Filmnächte 2021. Auf welche Stummfilm-Highlights können sich die Gäste freuen?

Wir zeigen, wie in jedem Jahr, drei Meisterwerke des Weimarer Kinos. Den Auftakt der diesjährigen UFA Filmnächte macht Ernst Lubitschs "Carmen", eine freie Bearbeitung der gleichnamigen Oper von Georges Bizet und Lubitschs erste Großproduktion. Es handelt es sich um die Welturaufführung der digitalen Restaurierung, die wir seitens des Unternehmens Bertelsmann unterstützt haben. "Carmen" wird erstmals wieder in weitgehend vervollständigter Schnittfassung und mit rekonstruierter Farbgebung zu sehen sein. Am zweiten Abend folgt das orientalische Märchen "Die Leuchte Asiens" von Franz Osten, die erste Zusammenarbeit deutscher und indischer Filmemacher und gleichzeitig die erste internationale Ko-Produktion Indiens überhaupt. Der dritte Abend ist Friedrich Wilhelm Murnaus Klassiker "Nosferatu" gewidmet.

Das musikalische Liveerlebnis ist ein wichtiger Bestandteil des Events. Welche Musiker*innen werden auf der Museumsinsel erwartet und welche unterschiedlichen musikalischen Stilrichtungen werden zu hören sein?

Das ist richtig. Wir haben wie in jedem Jahr entweder ganze Orchester oder Einzelvirtuosen eingeladen, um die Filme zu begleiten. Die Musik zu "Carmen" steuert das ensemble Kontraste bei, mit einer Neukomposition von Tobias Schwencke, die im Auftrag von Arte entstand. "Die Leuchte Asiens" begleitet das Silent Light Orchestra mit orientalischen Klangwelten. Hervorgegangen ist das Orchester aus Mitgliedern des Ensembles Trioglyzerin und des Ekkehard-Wölk-Quartetts, beides Formationen, die bereits frühere UFA Filmnächte musikalisch zu verzaubern wussten. "Nosferatu", die "Mutter aller Horrorfilme", wird von dem weltberühmten Organisten Cameron Carpenter vertont, der die internationale Musikwelt mit seiner Virtuosität an der Orgel seit Jahren in Begeisterungsstürme versetzt.

Können Sie uns etwas über die Restaurierungsarbeiten zu "Carmen" erzählen, die ja von Bertelsmann unterstützt wurden?

Bertelsmann hat die Restaurierung finanziell unterstützt. Tatsächlich umgesetzt und ausgeführt wurde sie aber von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und dem sehr engagierten Restaurator Luciano Palumbo in jahrelanger Arbeit. Es ist letzlich gelungen, eine Version des Films zu schaffen, die dem Original in Länge und Farblichkeit so weitgehend entsprechen, wie seit 100 Jahren nicht mehr. So war "Carmen" im Original nicht schwarz-weiß, sondern viragiert, das Filmmaterial wurde seinerzeit in bunte Bäder getaucht, um ihm Farben zu verleihen.

Die Coronapandemie hat ja auch bei den UFA Filmnächten zu einer digitalen Erweiterung des Veranstaltungskonzepts geführt ...

Ja, nach komplett digitalen UFA Filmnächten im vergangenen Jahr bieten wir in diesem Jahr ein attraktives hybrides Konzept an: den Film- und Musikgenuss live und vor Ort in der wunderbaren Kulisse der Museumsinsel oder aber als Stream auf dem heimischen Sofa. Den Stream finden Sie auf unserer Seite www.ufa-filmnaechte.de, auf dem Facebook-Kanal von Bertelsmann, aber auch bei unserem Medienpartner www.radioeins.de.

Warum engagiert sich Bertelsmann für den Stummfilm? Mit dem Namen verbindet man ja landläufig eher aktuelle Kinoproduktionen und quotenstarke TV-Events wie "Ku´Damm 56/59/63". 

Bertelsmann blickt auf eine eigene, mehr als 185jährige Geschichte zurück und ist sich der kreativen Leistungen früherer Künstler- und Autorengenerationen sehr bewusst. Mit unserem Engagement für den deutschen Stummfilm möchten wir vor diesem Hintergrund ein Zeichen setzen: das vom Verfall bedrohte deutsche Stummfilmerbe muss sorgsam erhalten und in die Zukunft überführt werden! Wir würdigen damit auch das historische Erbe der Bertelsmann-Tochter UFA. Es geht uns um einen adäquaten Umgang mit historischen Themen im digitalen Zeitalter, auch darum, dass historische Stoffe und Dokumente einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die UFA Filmnächte haben in den vergangenen Jahren eine enorme Akzeptanz erfahren. Es ist nicht zuletzt auch die Begeisterung unserer Zuschauer, die uns darin bestärkt, uns für das Filmerbe zu engagieren.

Wir danken Ihnen sehr für die interessanten Einblicke und wünschen den UFA Filmnächten 2021 viel Erfolg!

Das Interview führte Frank Hoyer. 
Bildnachweise: Mirjam Knieckriem (Helen Müller); Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung ("Carmen")

Linktipp: Die UFA Filmnächte im Internet unter www.ufa-filmnaechte.de

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