Sprachakrobat Ralph Turnheim zur kommenden Premiere von "Black Pirate Poetry"

Sein neues Programm "Black Pirate Poetry" wird am 29. September 2018 in Offenbach uraufgeführt. Aus diesem Anlass hat sich Stummfilm Magazin mit dem wohl einzigen professionellen Stummfilmerzähler im deutschen Sprachraum, dem Leinwand-Lyriker Ralph Turnheim, unterhalten.

Nach "The Mark Of Zorro" widmen Sie sich mit "The Black Pirate" wieder einem Werk mit Hollywoodlegende Douglas Fairbanks senior in der Hauptrolle. Kann das Zufall sein?

Das ist überhaupt kein Zufall. Sein “Zorro” war für mich eine der aufregendsten Entdeckungen. Kaum eine Vertonung ging mir bis dahin so leicht von der Hand und über die Lippen. Natürlich habe ich mich dann verstärkt für seine anderen großen Filme interessiert. “The Black Pirate” sah nicht nur faszinierend aus. Ich fand, er kommt dem Charme seines ersten Kostümabenteuers – ebenjenem “Zorro” – am nächsten. Wie nah sich der “Pirat” und “Zorro” aber tatsächlich sind, wurde mir erst bei der Recherche klar.

Bekanntlich drehte Fairbanks eine offizielle Filmfortsetzung von “Zorro”, nämlich “Don Q, Son of Zorro”. Aber: Die hatte mit der Romanfortsetzung nichts zu tun. Stattdessen verwendete Fairbanks den Hauptplot des zweiten Zorro-Romans für “Black Pirate”! In der Romanfortsetzung kämpft Zorro gegen Piraten, die seine Geliebte entführten. Auch sonst gibt es Ähnlichkeiten: Aus dem “schwarzen Fuchs” (Zorro ist spanisch für Fuchs) wurde der “schwarze Pirat”. Dieser wiederum ist in Wahrheit ein reicher Aristokrat, der mit Witz und Tatkraft die Piraten besiegt und das Herz der schönen, jungen Adelsdame gewinnt. “The Black Pirate” ist quasi eine ideelle, inoffizielle Fortsetzung von “Mark of Zorro”. Kein Zufall also, dass ich da gelandet bin.

Wie viel Douglas Fairbanks steckt in Ralph Turnheim?

Fangfrage! Douglas Fairbanks verkörpert ein schier unerreichbares Ideal an Männlichkeit, Geschmeidigkeit, Witz, Charme und Tatkraft auf der Leinwand. Soviel Selbstliebe kann ich gar nicht aus mir hervorkitzeln, um mich mit diesem Frauenheld zu vergleichen. Aber offenbar bin ich noch Bub genug, um mich von seinem Kinotraum anstecken zu lassen.

 

Ihr neues Projekt erstrahlt in dem damals aufsehenerregenden und teuren Zwei-Farben-Technicolor-Verfahren. Hat Sie die besondere Farbigkeit des Films bei der Entwicklung Ihres Programms beeinflusst?

Die Farben haben mich sofort tief beeindruckt. Weil sie so dezent sind. Wie ein zarter Hauch über den Bildern, als wären die kräftigen Farben vom salzigen Meerwasser längst weggespült. Fairbanks wollte diesen Effekt, er wollte keine leuchtenden Farben, es sollte schon damals “vintage” aussehen. Der Zuschauer wird davon sicher genauso inspiriert wie der Dichter. Und ganz praktisch: In meinen anderen Texten erwähne ich ja gerne Farben, weil man sie nicht sieht. Hier kommt mein Text vermutlich mit weniger Farben aus. Noch schreibe ich – also schau ma mal.

Wenn Sie Douglas Fairbank senior heute treffen könnten, was würden Sie ihn am liebsten fragen?

Wie ich es anlegen würde, weiß ich nicht, aber: Mich würde ein Gespräch über seinen erloschenen Ruhm interessieren. Dieser Mann wurde vom Komiker zum Produzenten und Helden der aufwendigsten und erfolgreichsten Filme seiner Zeit. Mit dem Tonfilm ist er fast völlig verstummt. Wie ging einer der größten Stummfilmstars mit der Stille um?

Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei der Premiere von "Black Pirate Poetry".

Tipp: Mehr über Ralph Turnheim und seine Vorstellungen unter www.leinwand-lyrik.de.

Das Interview führte Frank Hoyer.
Bildnachweise: oben (c) Ralph Turnheim, unten (c) 2013 Clemens Molinari
 

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