Freunde und Förderer des deutschen Filmerbes e.V.

So wie Literatur, Musik und bildender Kunst ist auch das filmhistorische Erbe für die kulturelle Bildung, den ästhetischen Genuss und die Entwicklung einer Gesellschaft von großer Bedeutung.

Filmgeschichte und filmische Zeitdokumente ermöglichen wie kaum ein anderes Medium auch einen intensiven Blick auf historische Ereignisse und können Bildungsprozesse initiieren und begleiten. Für Archive, Museen und Stiftungen ist es ein Wettlauf mit der Zeit, die zum Teil weit über hundert Jahre alten Original-Filmstreifen in bestmöglichster Qualität zu erhalten und verfügbar zu machen. Dies geschieht zunehmend durch Digitalisierung. Und der Aufwand wächst, um Filmklassiker wie Metropolis (D 1927) und Das Cabinet des Dr. Caligari (D 1920) für heutige und künftige Generationen verfügbar zu halten.

Als Mitglied des 2012 in Wiesbaden gegründeten Fördervereins Freunde und Förderer des deutschen Filmerbes e.V. kann man die Arbeit der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung unterstützen, die einen bedeutenden Teil des deutschen Filmerbes pflegt. Der Bestand der Stiftung umfasst mehr als 6000 Stumm- und Tonfilme, Schwerpunkte sind Kaiserreich, Weimarer Republik, Drittes Reich und bundesrepublikanische Nachkriegszeit. Derzeit erwirtschaftet die Stiftung ihren laufenden Betrieb aus eigener Kraft, ohne öffentliche Förderung. Die Auswertung des Filmstocks, der als einziges Stiftungskapital dient, fällt aber immer schwerer. Für Erhalt, Pflege und Zugänglichmachung des deutschen Filmerbes sind Kultur und Politik ebenso wie Wirtschaft und Gesellschaft gefordert.

Aktive oder fördernde Mitglieder des Fördervereins "Freunde und Förderer des deutschen Filmerbes e.V." können Bürger*innen ebenso wie Firmen und Institutionen werden. Zu den Gründungmitgliedern zählen Persönlichkeiten aus Kultur, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Der Verein unterstützt etwa ausgewählte Restaurierungsprojekte und die Digitalisierung von Filmmaterial. Zudem engagiert er sich bei der Veröffentlichung von Klassikern der Filmgeschichte auf DVD und Blu-ray sowie deren digitaler Abspielmöglichkeit für das Kino. Mit einer persönlichen Mitgliedschaft genießt man zum Beispiel Vorteile im Murnau-Filmtheater und erhält persönliche Einladungen zu Ausstellungseröffnungen und Filmgesprächen mit Regisseur*innen und Schauspieler*innen.

Stummfilm Magazin hat sich mit Lars Grein, dem Vorsitzenden von "Freunde und Förderer des deutschen Filmerbes e.V.", unterhalten.

Warum ist es so wichtig, sich für das Filmerbe einzusetzen?

Filmgeschichte ist zugleich immer eine Reflexion auf die Gegenwart und schärft das Bewusstsein für Geschichte und die Verantwortung die aus dieser gesellschaftlich erfolgt.

In Anbetracht der rasant fortschreitenden digitalen Ära ist es mir ein großes Anliegen, die Digitalisierung dieses wertvollen Filmbestandes voranzutreiben. Es geht um Sichtbarmachung und den Erhalt dieses bedeutsamen kulturellen und nationalen audiovisuellen Erbes. Denn nur was öffentlich verfügbar ist, bleibt auch innerhalb der Gesellschaft gegenwärtig. Diesem Verschwinden historischer Zeitdokumente entgegen zu wirken ist eine große gesamtgesellschaftliche Aufgabe und ein aufwändiger und langer Prozess, derzeit sind erst ca. 150 Filme der Murnau-Stiftung digitalisiert.

Welche Projekte unterstützt der Förderverein aktuell?

In diesem Jahr hat sich der Förderverein in seiner Mitgliederversammlung für die Finanzierung zweier Stummfilm-Musiken ausgesprochen. Gerade ein Stummfilm ist ein Gesamtkunstwerk aus Bild und seiner begleitenden Musik.

Auf welches Projekt, dass der Förderverein in den letzten Jahren unterstützt hat, schauen Sie besonders gerne zurück?

Ein Projekt auf welches ich besonders gerne zurückblicke, ist die Restaurierung des Originaldrehbuch des Kameramanns für den Ufa-Film Münchhausen (D 1943) mit Hans Albers, welches durch einen Sonderspendenaufruf im Jahr 2016 durch den Förderverein realisiert werden konnte. Auch die Restaurierung des Agfacolor-Films Große Freiheit Nr. 7 (D 1944), in dem ebenfalls Albers die Hauptrolle spielte, war als Farbfilm der Ufa ein wichtiges und zugleich sehr schönes Projekt im Jahr 2018.

Von der Frühzeit des Films bis in die bundesrepublikanische Nachkriegszeit: Welche Filmepoche bzw. welches Genré aus dem Filmbestand der Murnau-Stiftung liegt Ihnen persönlich besonders am Herzen?

Als leidenschaftlicher Cineast bewundere ich das Weimarer Kino. In dieser Epoche wurden hervorragende Werke geschaffen, die die Filmlandschaft weltweit geprägt haben und immer wieder Vorbild für heutige Filmschaffende sind. Wenn man die Anfangssequenz von Fritz LangsDer müde Tod aus dem Jahr 1921 mit The Hateful 8 von Quentin Tarantino aus dem Jahr 2016 vergleicht, erkennt man, welche Wirkung von den Weimarer Klassikern heute noch ausgeht. Aber auch MurnausDer letzte Mann ist ein einzigartiges Filmzeugnis, in dem die Wechselhaftigkeit des Lebens im Mittelpunkt steht. Ein Film übrigens, der 1924 fast ohne Zwischentitel auskommt.

Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg für Ihre Arbeit.

Mehr Informationen über den Förderverein "Freunde und Förderer des deutschen Filmerbes e.V." und die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung findet man hier.
Das Interview führte Frank Hoyer.

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