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Die amerikanische Schauspielerin Janet Gaynor wurde vor 110 Jahren, am 06. Oktober 1906, in Philadelphia (Pennsylvania) geboren.
Bei der ersten Oscarverleihung im Jahr 1929 gewann Gaynor die Trophäe für ihre Mitwirkung an Frank Borzages "Street Angel" (1927) und Friedrich Wilhelm Murnaus ebenfalls 1927 gedrehten Film Sunrise - a song of two humans. In Hitlisten zu den besten Streifen der internationalen Kinogeschichte rangiert Murnaus "Sonnenaufgang - Lied von zwei Menschen", so der deutsche Titel, regelmäßig auf den ganz vorderen Plätzen. 1938 wurde Janet Gaynor zudem für den Tonfilm Ein Stern geht auf (Originaltitel: "A star is born", Regie: William A. Wellman und Jack Conway) als beste Hauptdarstellerin nominiert. Sie starb am 14. September 1984 in Palm Springs (Kalifornien). mehr
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Eindeutig als Schwule oder Lesben identifizierbare Filmfiguren sind eine Seltenheit in den Produktionen aus der Frühzeit des Kinos.
Dem amerikanischen Autor Vito Russo (1946 – 1990) ist es mit seinem Buch „The Celluloid Closet“ aus dem Jahr 1981 zu verdanken, dass dem Thema in den letzten fünfunddreißig Jahren zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt wurde: Mit Akribie hatte Russo nach Hinweisen auf Homosexualität in unzähligen Filmen gesucht, homosexuelle Subtexte bei Filmproduktionen aus aller Welt herausgearbeitet – und das alles mit dem ernüchternden Ergebnis: Eindeutige Darstellungen homosexueller Menschen in den ersten Jahrzehnten des Kinos sind extrem selten und zudem selten respektvoll in der Figurenzeichnung. Das gesellschaftliche Tabu der gleichgeschlechtlichen Liebe setzte sich nahtlos auf der Kinoleinwand fort. In den wenigen Ausnahmen grüßte überwiegend die tuntig-feminine Nebenfigur in den Kinosaal.
Die einzige eindeutige Darstellung schwuler Filmprotagonisten von Relevanz aus der Stummfilmära ist in Richard Oswalds Anders als die Anderen (Deutschland 1919) zu finden. Das seinerzeit umstrittene Drama war ein filmischer Appell gegen die Diskriminierung von Homosexuellen und für die Abschaffung des schwulenfeindlichen Paragrafen 175. Die noch existierenden Teile des Films zeigen keine weiblichen Homosexuellen, vermutlich konzentrierte sich der Film auch in seiner ursprünglichen Fassung allein auf schwule Männer.
Die weltweit wohl erste filmische Darstellung einer lesbischen Frau blieb Georg Wilhelm Pabst in seinem Stummfilmklassiker Die Büchse der Pandora vorbehalten: Der im Jahr 1929 erschienene, meisterhaft inszenierte Film schildert die Geschichte der Tänzerin Lulu − gespielt von der unvergleichlichen Louise Brooks −, die im Lauf der Filmhandlung amouröse Beziehungen zu mehreren Männern und einer Frau unterhält. Letztere ist die Lesbe Gräfin Anna Geschwitz, gespielt von Alice Roberts.
Das Drama „Die Büchse der Pandora“ ist mit seiner expliziten Darstellung einer Lesbe für viele Jahre, letztendlich Jahrzehnte, einzigartig in der internationalen Stummfilmgeschichte. Diese Sonderstellung darf sich der Film nach den aktuellen Recherchen von Stummfilm Magazin nun mit einer weiteren, nun (wieder)entdeckten Filmperle teilen. Die bislang filmhistorisch undokumentierte Sequenz besteht aus fünf Einstellungen und ist nur sechzehn Sekunden lang, wird aber – zumindest auf das zeitgenössische homosexuelle Filmpublikum – eine durchaus elektrisierende Wirkung gehabt haben.
Die Rede ist von einer Szene in Hans Tintners Sozialdrama Cyankali aus dem Jahr 1930. Ab 1933 von den Nationalsozialisten verboten, war der Film auch nach 1945 nicht mehr nennenswert öffentlich wahrgenommen worden, dokumentiert sind lediglich eine TV-Ausstrahlung im DDR-Fernsehen in den 70er-Jahren und gelegentliche Aufführungen in Filmkunsttheatern. Nun liegt der seinerzeit als Stummfilmproduktion begonnene und dann mit einigen kurzen Tonfilmeinschnitten fertiggestellte Film seit September 2016 erstmalig als DVD vor.
In einer humoristisch eingefärbten Sequenz in „Cyankali“ werden die Käuferinnen und Käufer eines Kiosks vorgestellt, darunter auch eine Lesbe: Eine etwas füllige, mit einem auffälligen Hut und einem Monokel ausgestattete Dame durchstöbert die Zeitschriftenauslage und kauft dann mit einem „wissenden“ Gesichtausdruck das Magazin Die Freundin. Die gesprochenen Worte „Die Freundin, bitte!“ kann man ohne Schwierigkeiten von ihren Lippen ablesen. Das Titelbild der Zeitschrift, die Aktaufnahme einer Frau, lässt auch dem nicht im homosexuellen Kontext lebenden oder denkenden Filmzuschauer die Zusammenhänge umgehend klar werden. (Minute 58:00 bis 58:16 in der vorliegenden DVD-Fassung von Absolut Medien).
Das Sozialdrama „Cyankali“ über den Abtreibungsparagrafen 218, das auf dem gleichnamigen Bühnenerfolg des Arztes, Schrifttellers und kommunistischen Politikers Friedrich Wolf beruht, war deutschlandweit an den Kinokassen ein Renner, ein wichtiger Aspekt, denn so wurde die kurze Szene von vielen Menschen gesehen. Sicher werden auch viele Lesben im Publikum gewesen sein, schon allein aufgrund der frauen- und gesellschaftspolitischen Grundthematik des Films.
In der Weimar Republik war außerhalb der großen Städte lesbisches und schwules Leben kein wahrnehmbares Thema. Viele Homosexuelle wurden zu dieser Zeit mit der Identitätsfindung alleine gelassen und mussten sich mühsam und diskret ein Netzwerk an Vertrauten aufbauen. Gleichgeschlechtliche Beziehungen konnten meist nur in Heimlichkeit geführt werden. Es musste mit Ablehnung selbst im engsten familiären Umfeld gerechnet werden, falls die sexuelle Identität bekannt werden würde.
Um so wichtiger ist die kurze Kiosk-Szene zu bewerten. Hier wurde in einem, wenn auch umstrittenen und im Vorfeld mehrfach zensierten Erfolgsfilm in wenigen Sekunden vermittelt: Du bist nicht allein! Es gibt weitere Menschen wie Du! Es gibt sogar selbstbewusst lebende Lesben! Und: Es gibt ein Magazin für Dich! Es ist nicht vermessen anzunehmen, dass „Cyankali“ für viele Homosexuelle ein „Aha“-Erlebnis gewesen sein wird, vielleicht sogar ein biografischer Einschnitt. Durch die Abbildung der real existierenden Zeitschrift "Die Freundin" − vermutlich das erste filmische Abbild eines Homosexuellenmagazins in der Filmgeschichte! − kann der Film letzendlich für die konkrete Lebensführung von Schwulen und Lesben bedeutungsvoller gewesen sein als die lesbisch angehauchten Szenen in "Die Büchse der Pandora". Denn "Cyankali" verweist von seinem fiktiven Geschehen auf der Leinwand in die Realität, genauer gesagt zum nächsten "gut sortierten" Kiosk. Wo hätte man damals ohne Kenntnis eines Szenetreffpunkts, einer Zufallsbekanntschaft oder eines thematisch spezialisierten Magazins grundlegende Informationen über und für Homosexuelle und ihre „Subkultur“ erhalten können? Ein "Insider-Magazin" konnte hier diskret den Weg weisen und Orientierung geben ...
Die im Film gezeigte Zeitschrift „Die Freundin“ war im Übrigen weltweit das erste Magazin für Lesben und eine der großen, wenn nicht gar die auflagenstärkste Publikation für weibliche Homosexuelle in der Weimarer Zeit. Sie erschien von 1924 bis 1933. In ihrem Kontaktanzeigenteil berücksichtigte sie nicht nur lesbische, sondern auch schwule Inserate. Zudem gab es Hinweise auf einschlägige Lokale und Treffpunkte mit Schwerpunkt in Berlin. "Die Freundin" konnte auch im Abonnement bezogen werden.
Insoweit ist die aktuelle DVD-Edition nicht nur ein filmhistorischer Beitrag zur Debatte über die neuerdings von rechtskonservativen Kräften wieder betriebene Diskussion um eine Verschärfung des § 218 (siehe aktuelles Beispiel Polen), sondern ein weiterer Mosaikstein in der Geschichte der filmischen Darstellung von Homosexualität.
Über die DVD:
Hans Tintners Cyancali ist im September 2016 in der Reihe „Arte Edition“ von Absolut Medien erschienen. Die Ausstattung lässt keine Wünsche offen: Neben diversen Dokumenten auf zwei DVD-ROM-Teilen enthält die Doppel-DVD auch eine für das DDR-Fernsehen im Jahr 1977 inszenierte Fernsehversion von „Cyankali“, die TV-Diskussion „Probleme und Gedanken“ (die einen Tag nach der Ausstrahlung der TV-Fassung von „Cyankali“ im DFF ausgestrahlt wurde) und einen Radiobeitrag aus dem Jahr 1978. Im 20-seitigen, schön bebilderten Booklet wird ein Abriss über die Geschichte des Abtreibungsparagrafen 218 und ein kurzer Einblick in die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der Weimarer Zeit gegeben.
Autor: Frank Hoyer
Die Bilder aus „Cyankali“ werden mit freundlicher Genehmigung von absolut Medien GmbH verwendet; © absolut Medien GmbH.
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Die deutsche Schauspielerin Evelyn Holt, geboren als Edith Sklarz, wurde vor 110 Jahren, am 03. Oktober 1906, in Berlin geboren.
Sie spielte unter anderem in den Stummfilmen Die elf Teufel (Regie: Zoltan Korda, 1927), "Frauenarzt Doktor Schäfer" (Regie: Jacob Fleck und Luise Fleck (1928), "Der fesche Husar" (Regie: Géza von Bolváry, 1928) und "Der Mann mit dem Laubfrosch" (Regie: Gerhard Lamprecht, 1929). Sie starb am 22. Februar 2001 in Los Angeles (USA). mehr
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Im Salon Theater in Taunusstein wird am Sonntag, den 09. Oktober 2016, in der Reihe "Leinwand-Lyrik – Stummfilme live synchronisiert" der Stummfilmklassiker Der General gezeigt.
Schauspieler und Sprachakrobat Ralph Turnheim wird den Film auf humoristische Weise und in Reimform live vor dem Publikum synchronisieren.
Der amerikanische Schauspieler und Filmregisseur Buster Keaton drehte seine berühmte Komödie im Jahr 1926. Legendär ist die Szene, in der eine echte Lokomotive von einer Brücke ins Tal stürzt. Die aufwändige Produktion war kein Erfolg an den Kinokassen, brachte Keaton in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten und läutete sein Karriereende ein. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts erlebten er und seine Filme eine Renaissance. Seine letzte Rolle spielte er in Richard Lesters turbulenter Musicalkomödie "Toll trieben es die alten Römer" aus dem Jahr 1966. Er starb am 01. Februar 1966 in Woodland Hills (Kalifornien).
Mehr über "Leinwand-Lyrik – Stummfilme live synchronisiert" in Taunusstein hier
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Andrew Lloyd Webbers Musicaladaption von Billy Wilders großartigem Filmklassiker "Sunset Boulevard" (USA 1950) um einen alternden Stummfilmstar wird ab 08. Oktober 2016 im Opernhaus Dortmund gezeigt.
Die deutsche Fassung der Bühnenversion stammt von Michael Kunze. In Wilders Filmklassiker spielten unter anderem die Stummfilmlegenden Gloria Swanson und Erich von Stroheim. mehr
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Das international bedeutendenste Stummfilmfestval ist "Le Giornate del Cinema Muto", das in 2016 vom 01. bis 08. Oktober stattfindet.
Es wird jedes Jahr im beschaulichen Pordenone (Italien) veranstaltet. Gezeigt werden Klassiker, aber auch viele Neuentdeckungen. Die musikalischen Vertonungen sind durchgängig vom Feinsten.
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Stephan Graf von Bothmer vertont am Mittwoch, den 05. Oktober 2016, im "Café Theater Schalotte" in Berlin "Sunrise – A song of two humans".
Friedrich Wilhelm Murnaus optisch opulentes Stummfilm-Melodram Sunrise – A song of two humans wird in Umfragen immer wieder unter die fünf besten Filme der Kinogeschichte gewählt. Das Drehbuch schrieb Carl Mayer. In den Hauptrollen sind George O’Brien, Janet Gaynor und Margaret Livingston zu sehen. Bei der ersten Oscar-Verleihung im Jahr 1929 gewann "Sunrise" gleich in drei Kategorien: bester Film (Kategorie "Künstlerischer Film"), beste Kamera und beste Hauptdarstellerin.
Mehr Informationen über den Musiker Stephan Graf von Bothmer und seine Stummfilmkonzerte hier
Foto: Birgit Meixner
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Anlässlich des "Tages der Stiftungen" wird an der Bauhaus Denkmal Bundesschule Bernau bei Berlin am Samstag, den 01. Oktober 2016, um 16.00 Uhr die Filmzusammenstellung „Wohnungsnot und Neues Bauen im Stummfilm“ gezeigt.
Präsentiert werden Zeitprobleme: Wie der Arbeiter wohnt (1930), „Die Haarer Küche“ (1927) und Wo wohnen alte Leute (1931). Die Filme veranschaulichen die große Armut und das soziale Elend vieler Arbeiter/innen um die 1930er-Jahre in Deutschland. Eine Einführung gibt die Kunsthistorikerin Dr. Guttenberger. Live begleitet werden die Filme von Hanna Keller am Konzertpiano. mehr
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Im Rahmen des Bonner Beethovenfests wird am Samstag, den 01. Oktober 2016, in der "Post Tower Lounge" Buster Keatons Sherlock Holmes Junior gezeigt.
Die turbulente Komödie zählt zu den Hauptwerken von Keaton und wird von Joachim Bärenz live begleitet. Die Vorführung findet in Kooperation mit dem Förderverein Filmkultur Bonn e.V. statt. mehr
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Der französische Filmschaffende und Theaterschauspieler Albert Capellani starb vor 85 Jahren, am 26. September 1931, in Paris.
Er war als Filmregisseur, Drehbuchautor und Produzent sowohl in Frankreich als auch den USA erfolgreich. Pathé hat vor wenigen Jahren eine wunderbar zusammengestelltes 4er-DVD-Set mit Werken vom ihm inklusive einem ausführlichen Booklet (nur in französischer Sprache) veröffentlicht. Capellani wurde am 23. August 1874 in Paris geboren. mehr
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Der Schauspieler Heinrich George starb vor 70 Jahren. Er wurde am 09. Oktober 1893 in Stettin geboren.
Er gilt als einer der großen deutschen Film- und Theaterdarsteller des 20. Jahrhunderts und war schon in der Stummfilmzeit überaus präsent. Unvergessen ist in diesem Zusammenhang seine Rolle als "Grot, der Wächter der Herz-Maschine" in Fritz Langs Metropolis (1927). Ab 1933 ließ er sich von den Nationalsozialisten für ihre Propagandazwecke vereinnahmen. Er starb am 25. September 1946 im sowjetischen Speziallager Sachsenhausen. mehr
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Stephan Graf von Bothmer vertont am Freitag, den 30. September 2016, in der Kapelle des "Alter Zwölf-Apostel-Kirchhof" in Berlin den Stummfilm "The Temptress".
Hollywoodlegende Greta Garbo spielt in Dämon Weib aus dem Jahr 1926 unter der Regie von Fred Niblo. An ihrer Seite sind Antonio Moreno, Marc MacDermott und Lionel Barrymore auf der Leinwand zu sehen. Mehr Informationen über den Musiker Stephan Graf von Bothmer und seine Stummfilmkonzerte hier
Foto: Birgit Meixner