cinefonie tag 2017 buchwald foto veranstalterBereits zum dritten Mal vereinte der jährlich stattfindende Cinefonie-Tag in Saarbrücken auf unkonventionelle Weise klassisches Kino mit vielfältigen Musikstilen.

Auf zwei Stockwerke der Eventlocation Garelly-Haus wurde am 14. Oktober 2017 ein dichtes Programm geboten: Im Erdgeschoss traten Bands auf, während eine Etage darüber Stummfilme mit Begleitprogramm liefen.

Den Festivalauftakt machte der Mainzer Filmwissenschaftler und -journalist Jens Dehn, der aus seinem Buch Victor Sjöström – Film can be Art vortrug, das Anfang des Jahres im 35-Millimeter-Verlag veröffentlich wurde. Victor Sjöström (1879–1960) gilt als einer der innovativsten Regisseure der 1910er Jahre und als der "Vater des schwedischen Stummfilms". In seiner Lesung legte Dehn einen Schwerpunkt auf Sjöströms Spätwerk und jene Werke, die er ab 1923 in Hollywood drehte. Die Lesung bot viele Hintergrundinformationen und so die passende Einstimmung für die anschließende Filmvorführung: Mit The Wind bekam das Publikum einen hierzulande äußerst selten gezeigten Sjöström-Film zu sehen, der als das Hauptwerk seiner amerikanischen Phase gilt. Begleitet wurde das Geschehen auf der Leinwand von dem renommierten Stummfilmmusiker Günter A. Buchwald (Foto). Dieser hatte vor Kurzem eigens eine neue Musik für den Film komponiert, die erst Ende September 2017 beim Stummfilmfestival in Pordenone ihre Weltpremiere mit Orchesterbegleitung feierte. Platz für ein vielköpfiges Ensemble bot das Garelly-Haus in Saarbrücken nicht, doch Buchwalds klassisches Spiel auf dem E-Piano war mitreißend und akzentuierte die Handlung auf den Punkt.

Mundorgel, Percussions und E-Gitarre sind dagegen eher ungewöhnliche Instrumente für eine Stummfilmbegleitung. Doch was das Bandprojekt Vortex zu Carl Theodor Dreyers (1989–1968) Vampyr - Der Traum des Allan Gray (D 1932) bot, war auch weit mehr als ein gewöhnliches Stummfilmkonzert. Mit wabernden Sounds und energetischen Rhythmen kreierten die Musiker Marcus Stiglegger und Oliver Freund eine Atmosphäre, die mit der Alptraumhaftigkeit der Erzählung Dreyers eine perfekte Sympiose einging. Ein gleichermaßen filmisches wie musikalisches Erlebnis, zu dem sich der eigens für den Cinefonie-Tag eingerichtete Kinosaal bis auf den letzten Platz füllte.

Abgerundet wurde der gelungene Stummfilm-Programmschwerpunkt des Cinefonie-Tages mit „Gedanken zum Film Metropolis‘“, die sich der Frankfurter Künstler Siegfrid Kärcher machte. Zu Bildern aus Fritz Langs Sci-Fi-Monumentalepos lieferte Kärcher ein elektronisches Klangbett, das anfangs einer Improvisationsperformance glich. Dann bekam Kärcher Unterstützung von der Musikerin Trautonia Capra am Theremin und der Vocalistin Pia La Musica, die nicht nur den gesanglichen Part übernahm, sondern auch Filmtexte aus „Metropolis“ rezitierte. Außergewöhnlich, doch eine interessante Fortschreibung des Tages von der klassischen Stummfilmbegleitung bei „The Wind“ über das moderne „Vortex“-Konzert bis hin zum Experimentellen.

Veranstaltet wird der Cinefonie-Tag von Jörg Matthieu, dem Herausgeber des 35 Millimeter Retro Filmmagazins. Stummfilm Magazin ist Medienpartner des Cinefonie-Tag 2017.
Foto: Veranstalter

filmstreifen 04 250Am 23. Oktober 2017 um 20:00 Uhr vertont das Metropolis Orchester Berlin im Babylon Kino Sergei Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin

Das Kino-Meisterwerk wurde am 21. Dezember 1925 im Bolschoi-Theater Moskau als offizieller Jubiläumsfilm zur Feier der russischen Revolution (1905) uraufgeführt. "Panzerkreuzer Potemkin" wird bei Umfragen unter Filmkritikern immer wieder unter die bedeutensten zehn Filme der Kinogeschichte gewählt. Legendär ist die Massaker-Szene auf der Treppe zum Hafen von Odessa, die durch ihren virtuosen, dynamischen Schnitt beeindruckt. mehr
Bild: Stummfilm Magazin/Frank Hoyer

filmklappe blau 250 orange ohne soundDie Deutsche Kinemathek in Berlin bietet in den Herbstferien 2017 den Workshop "Auf den Spuren von Prinz Achmed. Animation mit Schere, Licht und Fantasie" an.

Am Samstag, den 28. Oktober 2017, können die Teilnehmer/innen von 12:00 bis 16:00 Uhr einen eigenen kleinen Trickfilm produzieren. Als Inspiration dient der legendäre Silhouetten-Animationsfilm Die Abenteuer des Prinzen Achmed aus dem Jahr 1926. Der Film gilt als weltweit ältester noch erhaltener Trickfilm in Spielfilmlänge. Regisseurin Lotte Reiniger schuf mit dem Werk einen überaus einflussreichen Film, der auch heute noch durch seinen Fantasiereichtum und die poetische Anmutung der Bilder in seinen Bann zieht.

Die Anmeldung zum Workshop, der sich an Interessierte ab 10 Jahren richtet, erfolgt über den Museumsdienst Berlin unter der Telefonnummer 030 24749-888 oder E-Mail museumsinformation (at) kulturprojekte.berlin. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Foto: Stummfilm Magazin/Frank Hoyer

Im Schüren Verlag ist vor Kurzem das Buch "The Great Gun of the Lantern. Lichtbildereinsatz sozialer Organisationen in Großbritannien (1875-1914)" erschienen.

Lichtbildvorträge wurden im ausgehenden 19. Jahrhundert von vielen sozialen Organsiationen – insbesondere in Großbritannien, dem Ursprungsland dieser präfilmischen Projektionsform – zur Aufklärung, aber auch zur Propaganda eingesetzt. Autorin Karen Eifler analysiert diese Präsentationspraxis am Beispiel von sieben in Großbritannien tätigen, teilweise konfessionellen Or­ganisationen. "The Great Gun of the Lantern" ist Band 75 aus der Reihe "Marburger Schriften zur Medienforschung" (ISBN 978-3-89472-955-4). mehr

DVD-Tipp: Auf der von der Edition Filmmuseum herausgegebenen Doppel-DVD "Screening the Poor 1888-1914" ist unter anderem die Rekonstruktion des englischen Lichtbildvortrages "The Magic Wand" aus dem Jahr 1889 über Armut in London enthalten. mehr 
Textquelle: Schüren Verlag GmbH

filmklappe 250Im Casablanca-Kino in Oldenburg werden an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Filmklassiker von Friedrich Wilhelm Murnau mit live Musikbegleitung gezeigt.

Am Mittwoch, den 18.10.2017, steht um 19:00 Uhr Tabu (USA 1931) auf dem Programm, Murnaus letzter Film, der kurz nach seinem Tod in die Kinos kam. Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (D 1922) ist dann am Donnerstag, den 19.10.2017, um 19:00 Uhr zu sehen. Beide Filme werden vom rumänischen Ensemble Trio Contraste begleitet. Die Musik stammt von Prof. Violeta Dinescu von der Universität Oldenburg. mehr
Foto: Stummfilm Magazin

sjoestroem buch 250Filme, Livemusik und einiges mehr hat der Cinefonie-Tag am 14. Oktober 2017 im Programm. 

So wird der Autor Jens Dehn Victor Sjöström – Film Can Be Art, die erste deutschsprachige Monografie über den schwedischen Regisseur Victor Sjöström (1879–1960), vorstellen. Sjöström gehört zu den bedeutensten Filmschaffenden des frühen Kinos. Die Publikation enthält neben verschiedenen Abhandlungen eine kommentierte Filmografie seiner Regiearbeiten. Passend zur Lesung wird am Cinefonie-Tag aus Sjöstroms Œuvre die amerikanische Produktion The Wind (1928) mit Lillian Gish zu sehen sein, live musikalisch begleitet von Günter A. Buchwald.

Mit dem Dänen Carl Theodor Dreyer (1989–1968) ist in Saarbrücken noch ein weiterer, weltweit einflussreicher und geschätzter skandinavischer Filmschaffender vertreten: Gezeigt wird seine deutsch-französische Horrorfilm-Produktion Vampyr – Der Traum des Allan Gray (1932). Das Werk beeindruckt auch heute noch durch seine beklemmende Atmosphäre und wird vor Ort von dem Dark-Ambient-Projekt "Vortex" des Musikers und Filmwissenschaftlers Marcus Stiglegger akkustisch interpretiert.

Der Cinefonie-Tag findet in 2017 mittlerweile zum dritten Mal statt, in diesem Jahr erstmalig in der Eventlocation Garelly-Haus, um noch mehr außergewöhnliche Formen der Film- und Musikpräsentation zu ermöglichen. So entwickeln einige Künstler für die Veranstaltung spezielle Auftrittskonzepte. Ein Filmsammlermarkt, der am 15.10.2017 ebenfalls im Garelly-Haus stattfindet, rundet das Event ab.

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Pressebericht in der Saabrücker Zeitung

Das Festival wird vom 35 Millimeter-Verlag, Herausgeber des 35mm Retro Filmmagazins, veranstaltet. Stummfilm Magazin ist Medienpartner des Cinefonie-Tag 2017.
Foto: Stummfilm Magazin/Frank Hoyer

filmstreifen 06 250In Rahmen des Hessischen Filmpreises 2017 am 13. Oktober in der Alten Oper in Frankfurt wurde das Murnau-Filmtheater in Wiesbaden erneut mit dem Hessischen Kinokulturpreis ausgezeichnet.

„Das wir auch in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal die besondere Auszeichnung `Hessischer Kinokulturpreis in der Kategorie kommunale Kinos´ erhalten haben, ist eine tolle Bestätigung unserer Programmarbeit und honoriert unser Engagement für ein kulturell herausragendes und vielseitiges Kinoprogramm. Die Verleihung des begehrten Preises im Rahmen des Hessischen Filmpreises 2017 in der Alten Oper in Frankfurt unterstreicht wie wichtig es ist, die kulturell reiche Film- und Kinolandschaft in Deutschland zu erhalten. Kino als Ort des gemeinschaftlichen Filmerlebens und kulturellen Austausches ist heute aktueller und notwendiger denn je.", so Ernst Szebedits, Vorstand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung. Sebastian Schnurr und Marie Dudzik, zuständig für die Programmplanung des Murnau-Filmtheaters, nahmen die Auszeichnung in der Alten Oper Frankfurt entgegen.

Das Programm des Murnau-Filmtheaters setzt sich aus aktuellen Spielfilmen und Dokumentationen sowie dem eigenen Filmstock zusammen. Für die Filmauswahl kann aus einem kultur- und filmhistorisch herausragenden Bestand geschöpft werden, der Filme vom Beginn der Laufbilder bis zum Anfang der 1960er Jahre umfasst.
Textquelle: Pressemitteilung Murnau-Stiftung; Foto: Stummfilm Magazin/Frank Hoyer

filmstreifen 08 250Vor 95 Jahren, am 11. Oktober 1922, starb in Wien Anton Kolm.

Er war einer der ersten Filmregisseure und -produzenten der österreichischen Kinogeschichte: Im Jahr 1910 gründete er zusammen mit Jakob Fleck und seiner Ehefrau, Luise Kolm (geborene Veltée ), die Filmproduktionsfirma Erste österreichische Kinofilms-Industrie. mehr
Bild: Stummfilm Magazin/Frank Hoyer

filmklappe blau 250 bunt ohne soundDer deutsche Schauspieler Harry Liedtke wurde vor 135 Jahren, am 12. Oktober 1882, in Königsberg geboren.

Der seinerzeit sehr populäre Leinwanddarsteller spielte unter anderem in Stummfilmproduktionen von Oskar Messter, Friedrich Wilhelm Murnau, Joe May, Georg Jakoby und Ernst Lubitsch. Liedtke war in Kinoerfolgen wie Madame Dubarry (1919), Sumurun (1920), Das Weib des Pharao (1921), Der Mann ohne Namen (1921) und Ich küsse Ihre Hand, Madame (1929) zu sehen. Zu seinen Leinwandpartern/innen gehörten Marlene Dietrich, Emil Jannings, Pola Negri und viele andere Kinogrößen. Er starb am 28. April 1945 in Bad Saarow. mehr

Veranstaltungstipp: Am Mittwoch, den 11. Oktober 2017, um 15.30 Uhr und am Sonntag, den 15. Oktober 2017, um 13.30 Uhr zeigt das Murnau-Filmtheater in Wiesbaden anlässlich Liedtkes 135. Geburtstag den Stummfilm Die Finanzen des Grossherzogs (1924), Murnaus einzige Regiearbeit im komödiantischen Fach. mehr
Foto: Stummfilm Magazin/Frank Hoyer

Die Schauspielerin Renate Müller starb vor 80 Jahren, am 07. Oktober 1937, in Berlin. Sie wurde am 26. April 1906 in München geboren.

Bereits in der Stummfilmära war sie auf der Leinwand zu sehen, unter anderem in den Produktionen Teure Heimat/Drei machen ihr Glück (1929), Revolte im Erziehungshaus (1929) und Peter, der Matrose (1929). Mit Beginn der Tonfilmzeit wurde sie eine beliebte Darstellerin im deutschen Film, bis sie beim nationalsozialistischen Regime in Ungnade fiel. mehr

Termine über Termine

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Am 02. Juni 2023 bietet die HTW Berlin wieder Eignungsgespräche für das im Oktober beginnende Bachelorstudium in Konservierung/Restaurierung/Grabungstechnik an der HTW Berlin an. mehr

Sammlung Werner Nekes

Bis Sommer 2023 wird im Filmmuseum Potsdam die Präsentation "Ich sehe was, was Du nicht siehst – Aus der Sammlung Werner Nekes" gezeigt. Ergänzend findet eine Vermittlungswerkstatt statt. mehr

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Das bedeutende ukrainische Filmarchiv Dovzhenko Centre in Kiew ist in seiner Existenz bedroht. Spenden zur Unterstützung sind möglich unter https://gofund.me/a6d1f28d