cinefest logo 250Der Willy Haas-Preis zeichnet jährlich im Rahmen des cinefest – Internationales Festival des deutschen Film-Erbes bedeutende internationale Publikationen zum deutschsprachigen Film in den Bereichen Buch- und DVD-/Blu-ray-Edition aus.

2022 wird der, nach dem deutsch-tschechischen Literaten, Drehbuchautor und Filmkritiker Willy Haas benannte, Preis zum neunzehnten Mal vergeben. In diesem Jahr besteht die unabhängige internationale Jury aus Christiane Habich (Kronberg), Britta Hartmann (Berlin), Anne Jespersen (Kopenhagen), Uli Jung (Trier) und Günter Krenn (Wien).

Die Jury hat aus den Neuerscheinungen der letzten 24 Monaten je Kategorie sechs Kandidaten für den Preis nominiert. Die Gewinner werden im Rahmen der Eröffnung des 35. Internationalen Filmhistorischen Kongresses am Donnerstag, den 17. November 2022, im Hamburger Kino Metropolis bekannt gegeben. Die Gewinner erhalten jeweils eine Urkunde sowie eine Original-Grafik des Künstlers und Filmmachers Franz Winzentsen überreicht. Weitere Informationen zur Shortlist, der Preisverleihung und zum cinefest hier
Bild: cinefest – Internationales Festival des deutschen Film-Erbes

ellen richter Lola Montez W Wolff D 1922 DFF 3 250Siebzig Filme aus der Wilheminischen Zeit und dem Weimarer Kino werden mit Ellen Richter in Zusammenhang gebracht.

Im Berliner Arsenal Kino wird nun vom 14. Oktober bis 06. November 2022 die erste deutsche Retrospektive mit Werken der Schauspielerin gezeigt. "Neben noch heute bekannten Diven des deutschen Stummfilms wie Asta Nielsen und Henny Porten, Elisabeth Bergner und Lil Dagover war Ellen Richter einer der Topstars des Weimarer Kinos. Zwischen 1915 und 1933 spielte sie die Hauptrolle in gut 70 Filmen, ab 1920 war sie auch Produzentin ihrer Filme und konnte selbst bestimmen, welche Rollen sie spielte. Fast alle ihrer Filme schuf sie ab 1920 in enger Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann, Willi Wolff, der die Drehbücher schrieb und Regie führte", so Kurator Philipp Stiasny im Gespräch mit Stummfilm Magazin. zum ganzen Interview
Bildnachweis: DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum

filmstreifen 02 250Der deutsche Regisseur und Filmhistoriker Gerhard Lamprecht wurde am 06. Oktober 1897 in Berlin geboren. 

In den 1920er-Jahren schuf er mit Die Verrufenen (D 1925), Die Unehelichen (D 1926) und Menschen untereinander (D 1926) vielbeachtete Milieustudien. 1931 drehte er eine überaus erfolgreiche Verfilmung von Erich Kästers Buch Emil und die Detektive (Drehbuch: Billy Wilder).

Seine umfangreiche Sammlung an historischen Filmmaterialien bildete das Fundament bei der Gründung der Deutschen Kinemathek in Berlin, die von Lamprecht bis 1966 geleitet wurde. Das von ihm herausgegebene achtbändiges Lexikon "Deutsche Stummfilme" war lange Zeit ein Grundlagenwerk der Filmpublizistik. Gerhard Lamprecht starb am 04. Mai 1974 an seinem Geburtsort. mehr
Tipp: Die Edition Filmmuseum hat vier Stummfilme von Lamprecht auf DVD veröffentlicht. mehr
Foto: Stummfilm Magazin

nos 100 2In 2022 ist einer der populärsten Stummfilme 100 Jahre alt: "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens".

Friedrich Wilhelm Murnaus Horrorfilm hatte am 04. März 1922 in Berlin seine Uraufführung. Der Vampirfilm zählt zu den großen Klassikern des Weimarer Kinos und gehört heute zu den meistgezeigten Stummfilmen. Die Darstellung von Max Schreck als grotesk-dämonischer Vampir ist eine Ikone des Horrorfilms und vielzitiert in der Populärkultur.

Nun soll es ein amerikanisches Remake des Stoffes unter der Leitung des Regisseurs Robert Eggers geben. Für Hauptrollen sind derzeit Bill Skarsgård und Lily-Rose Depp im Gespräch. Bereits 1979 drehte Kultregisseur Werner Herzog mit "Nosferatu – Phantom der Nacht" eine Neuinterpretation des Murnau-Films mit Klaus Kinski, Isabelle Adjani und Bruno Ganz.
Bild: Stummfilm Magazin

klavier 1 250Die renommierte Pianistin und Komponistin Eunice Martins präsentiert am 04. Oktober 2022 im Berliner Arsenal Kino eine Arbeit mit der Stummfilmschauspielerin Tora Teje: In dem mitunter komödiantischen Film "Norrtullsligan" (SWE 1923) von Per Lindberg stellt sie mit feiner Ironie eine junge Büroangestellte dar.

Blasierte Männer, herablassende Familienmitglieder und allen voran aufdringliche Vorgesetzte: "Men and other misfortunes", so der treffende englische Titel der Romanvorlage des Films, bestimmen das Leben der jungen Büroangestellten Pegg (Tora Teje), Baby, Eva und Emmy in "Norrtullsligan". Den Unbilden der langen Tage an kleinen Schreibtischen und im Akkord tippend folgen gesellige Abende in der gemeinsamen Wohnung, wo ausgelassen getanzt, gelacht, geträumt und gegessen wird. Die vier können sich aufeinander verlassen, wie die Sekretärinnen im Büro, die schließlich in Streik treten.

Der Film beruht auf dem emanzipatorisch grundierten Roman der schwedischen Schriftstellerin und Pionierin der Frauenbewegung, Elin Wägner, die Lindbergs Entscheidung, das Ende des Films an den gesellschaftlichen Normen der damaligen Zeit auszurichten, scharf kritisierte. mehr
Textquelle: Arsenal Kino; Foto: Stummfilm Magazin

gruener vorhang 250Am Samstag, den 01. Oktober 2022, ist im Helsinki Klub in Zürich der amerikanische Abenteuerfilm "The Mark of Zorro" mit Livemusik zu erleben.

Es spielen "The Pussywarmers" & "Réka" (Schlagzeug, Trompete, Kontrabass, Banjo, Gitarre, Stimme, Keyboard). Regisseur Fred Niblo drehte "Im Zeichen des Zorro" im Jahr 1920. In der Titelrolle ist Douglas Fairbanks sen. zu sehen, an seiner Seite spielen Marguerite De La Motte, Noah Beery und Charles Hill Mailes. mehr
Foto: Stummfilm Magazin

cover prinz achmed blue ray 2018 absolut medienabsolut Medien bietet aktuell im Paket sechs Blurays mit Stummfilmperlen zum Sonderpreis an.

Alle Filme sind restaurierte Klassiker mit neu eingespielten Soundtracks, konzipiert und aufbereitet von der renommierten ARTE-Stummfilmredaktion. Folgende Filme sind im Paket enthalten: "Stadt ohne Juden" (AT 1924), "Orlacs Hände" (AT 1924), "Das Wachsfigurenkabinett" (D 1924), "Chicago – Weltstadt in Flegeljahren" (D 1931), "Beethoven" (AT 1927) und "Die Abenteuer des Prinzen Achmed" (D 1926).

Zu hören sind Musiken von preisgekrönten und großen Komponist*innen wie Olga Neubauer, Johannes Kalitzke, Bernd Schultheis, Malte Giesen oder die Gebrüder Teichmann. Zum Teil beinhalten die Silberlinge aufwendige Extras, zweite Tonspuren, Bonusfilme und Booklets. Die Bild- und Tonqualität sind "state of the art". Die sechs Stummfilm-Blurays kosten im Paket anstatt € 104,40 nur € 29,90 zzgl. Versandkosten. mehr
Bild: absolut Medien GmbH

cyankali dvd cover absolut medien 2016 250Der österreichische Schauspieler, Filmregisseur und Filmproduzent Hans Tintner starb am 28. September 1942 im Konzentrationslager Auschwitz.

Tintner inszenierte unter anderem das seinerzeit umstrittene, an den Kinokassen erfolgreiche Sozialdrama Cyankali (1930). Während der Dreharbeiten wurde der stumm konzipierte Film auf Ton umgestellt. Davon zeugen zwei im Tri-Ergon-Verfahren (Lichtton) aufgenommene Tonfilm-Passagen und die Ausstattung des übrigens Films mit Musik. Tintner wurde am 28. November 1894 in Wien geboren. mehr

DVD-Tipp: Bei absolut Medien ist die Doppel-DVD "Cyankali", unter anderem mit der Filmversion von 1930, veröffentlicht worden (derzeit nur antiquarisch erhältlich). mehr

Lesetipp: "Filmhistorisches Fundstück in „Cyankali“ (1930): Frühe Darstellung einer lesbischen Frau und einer Homosexuellenzeitschrift" mehr
Bild: absolut Medien

ellenrichter dff 240 3Vom 14. Oktober bis 06. November 2022 lädt das Berliner Arsenal Kino dazu ein, die lange vergessene Filmdiva Ellen Richter mit ihren Actionfilmen, Krimis und Komödien zu entdecken.

Wer war Ellen Richter? "Meine Eltern waren jüdische Bürgersleute aus Ungarn, die aus mir eine brave Hausfrau machen wollten. Wie groß war ihre Verwunderung, als ihre Tochter ihnen einige Jahre später mitteilte, dass sie Schauspielerin werden wolle", erinnert sich Richter 1928 an ihre Anfänge. Zu diesem Zeitpunkt ist Ellen Richter – geboren 1891 als Käthe Weiß in Wien – einer der populärsten Stars des Weimarer Kinos. Auch außerhalb von Deutschland hat sie viele Anhänger*innen. Ihr Name steht für Witz und Charme, für eine neue Weiblichkeit, furchtlos, abenteuerlustig, eigensinnig. Stets mobil und modebewusst. Oft blitzt bei aller Emotionalität eine leicht ironische Auffassung ihrer Rollen durch, eine lässige Souveränität.

Lesetipp: Interview mit Filmhistoriker Philipp Stiasny über Ellen Richter

Eine brave Hausfrau wurde Richter nie, auch nicht, nachdem sie 1915 in Berlin den Zahnarzt und Librettisten Willi Wolff geheiratet hatte. Fortan bildete sie mit Wolff als Autor und Regisseur eine ungeheuer produktive Arbeitsgemeinschaft, die ein Leben lang hielt. Verkörperte Richter mit ihrem dunklen Haar und dunklem Teint zu Beginn ihrer Filmlaufbahn noch oft die Rolle einer "Exotin", so änderte sich das, als sie 1920 mit Wolff ihre eigene Produktionsfirma gründete. Danach bestimmte sie selbst, wen und was sie spielen wollte. Dazu zählten berühmte Frauen aus der Geschichte wie Lola Montez sowie die Heldinnen großangelegter Reise- und Abenteuerfilme, die Richter und Wolff nach Südeuropa, Nordafrika, Indien und die USA führten. In dieser Zeit erwarb sie sich den Ruf einer Actiondarstellerin. Mit Vorliebe spielte sie auch Detektivinnen, Künstlerinnen und Revuestars, schlüpfte in Männerkostüme, spielte mit ihren Rollen.

ellenrichter dff 240 2Der Wechsel vom Stummfilm zum Tonfilm gelang der ausgebildeten Theaterschauspielerin ohne Schwierigkeiten. 1933 führte die Diskriminierung und Verfolgung der Juden nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten zum abrupten Ende ihrer Karriere. Sie emigrierte mit Willi Wolff nach Österreich, Frankreich und schließlich in die USA, wo sie den Holocaust überlebte. Nie wieder trat sie im Film auf. 1969 starb Ellen Richter weitgehend vergessen in Düsseldorf.

Von den gut 70 Filmen, in denen Ellen Richter zwischen 1913 und 1933 mitspielte, ist nur ein Bruchteil überliefert. Erst mit dem wachsenden Interesse an Frauen in der Filmgeschichte ist es in den letzten Jahren gelungen, mehrere ihrer Filme in Filmarchiven zu entdecken und zu restaurieren. Nun sind ihre Filme erstmals wieder in Deutschland auf der Leinwand zu sehen – mit Live-Musik von einigen der besten Stummfilmmusiker*innen Europas. Die Retrospektive wird kuratiert von Oliver Hanley, Lihi Nagler und Philipp Stiasny und gefördert vom Hauptstadtkulturfonds. mehr
Textquelle: Arsenal Kino Berlin; Fotos: DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum

filmspule bunt 250 1"Stummfilm-Revolutionen" heißt eine Filmreihe, die die Stadt Halle (Saale) 2019 gemeinsam mit dem Puschkino ins Leben gerufen hat und auch in 2022 fortführt.

Kurator Thomas Jeschner hat sich bei der aktuellen Filmauswahl an dem Motto des diesjährigen Kulturellen Themenjahres "Macht der Emotionen" von Halle orientiert und hält zu jedem Film eine Einführung. 

"Das Kino der Moderne und die Stummfilmära waren eine hochinnovative Zeit mit dramaturgisch und filmtechnisch hochinteressanten Filmen, die der Sachlichkeit, dem Realismus, dem Surrealismus oder dem Expressionismus zuzuordnen sind. Aber in erster Linie sind es Filmkunstwerke, die auch heute noch faszinieren", so die Fachbereichsleiterin Kultur der Stadt, Jane Unger.

Die Filmreihe startet am Mittwoch, den 05. Oktober 2022, um 19:00 Uhr im Puschkino unter dem Motto "Bergfilm" mit Ausschnitten aus Klassikern des deutschen Bergfilms des Regisseurs Arnold Franck: "Der heilige Berg" (D 1926), "Die weiße Hölle vom Piz Palü" (D 1929) und "Stürme über dem Mont Blanc" (D 1931). Freunde*innen der Alpinistik finden Vergnügen an historischen Klettertechniken und Ausrüstung, Filmfreund*innen an den dramatisch inszenierten Aufnahmen. Live zum Leinwandgeschehen spielen Simon, Nolan und Brian Quinn. Im Anschluss findet in Zusammenarbeit mit "ÖTZI - Outdoor Equipment+" ein Gespräch über Klettern gestern und heute statt.

Am Dienstag, den 25. Oktober 2022, um 19:00 Uhr ist dann die amüsant-groteske Komödie "Die Austernprinzessin" (D 1919) von Ernst Lubitsch zu sehen. Der 1929 erschienene Großstadtfilm "Asphalt" von Joe May, der am Montag, den 14. November 2022, um 19:00 Uhr gezeigt wird, gilt als Meisterwerk des Deutschen Realismus. mehr
Textquelle: Presse Stadt Halle (Saale); Foto: Stummfilm Magazin

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Am 02. Juni 2023 bietet die HTW Berlin wieder Eignungsgespräche für das im Oktober beginnende Bachelorstudium in Konservierung/Restaurierung/Grabungstechnik an der HTW Berlin an. mehr

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Bis Sommer 2023 wird im Filmmuseum Potsdam die Präsentation "Ich sehe was, was Du nicht siehst – Aus der Sammlung Werner Nekes" gezeigt. Ergänzend findet eine Vermittlungswerkstatt statt. mehr

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Das bedeutende ukrainische Filmarchiv Dovzhenko Centre in Kiew ist in seiner Existenz bedroht. Spenden zur Unterstützung sind möglich unter https://gofund.me/a6d1f28d