cinema sessions filmarchiv austria kinoanarchie 03 2017 250Im Wiener Metro Kinokulturhaus werden am Mittwoch, den 29. März 2017, um 20:15 im Rahmen der Reihe "Cinema Sessions" frühe Stummfilme (1902-1907) unter dem Slogan "Kinoanarchie" gezeigt. "Cinema Sessions" widmet sich damit bereits zum zweiten Mal diesem Thema.

Das frühe Kino war Schaulust pur. "Das ist keine Bühne und kein Bild, das ist Leben!", resümierte Walter Serner in seiner Beschreibung des damals frisch aus der Schaustellerei entstandenen Kinos, das langsam, aber sicher auch die Provinzen eroberte und die Sinne auf eine Weise einnahm, wie keine andere Kunst zuvor.

Fragmente des Lebens in allen Facetten: rasend bunt und übermütig, rührend, verrucht, zum Brüllen komisch. Bürgerliche Konventionen wurden unterlaufen, Benimm und Sitten auf der Leinwand gesprengt. Die Pariser Filmproduktion der Pathé Frères wurde dabei zum Synonym für dieses ungefilterte Kino der Attraktionen. Schaustücke von nur wenigen Minuten – Manifeste der neuen Sehkultur – verhandelten die elementaren Themen und zogen auch formal alle Register der jungen, anarchischen Kinokunst. Tempo, Farbe, Feuer, Erotik prasselten auf den Zuschauer ein, speziell im Fall der Wiener Saturn durchaus auch mit kritisch­ironischen Untertönen. Damit positionierte sich das Kino endgültig als Gegenkultur und brachte Sittenwächter, Bewahrungspädagogen und staatliche Ordnungshüter gegen sich auf, bis um 1910 seine anarchische Kraft schließlich zu versiegen begann. Die zügellosen Laufbilder wurden gebremst, teilweise aufgrund verstärkter Restriktionen, teilweise aufgrund von Selbstzensur seitens der Kinounternehmer, die nun die bürgerliche Hochkultur für sich als neue, erfolgsversprechende Projektionsfläche entdeckten.

In Anlehnung an die aktuelle Ausstellung Archiv der Schaulust im Metro Kinokulturhaus folgt nun der zweite Teil dieser anarchistischen Ausgabe der Cinema Sessions mit ausgewählten, wunderbaren Dokumenten aus der schrillen Zeit des Attraktionskinos. Mit Live-Musikbegleitung von J.A.X. (Jakob Schauer), Wiener Klangkünstler, Produzent und DJ, Mitglied des Elektroakustischen Kammermusik Ensembles (EKAME) und seit 2012 Teil des Drum & Bass Kollektivs Vollkontakt. Bis 31. Juli täglich bis 21:00 sind Jakob Schauers Klanginstallationen in den Räumen der Ausstellung »Archiv der Schaulust« im METRO Kinokulturhaus zu erleben. Kuratiert ist die Vorstellung am 29.03.2017 von Ernst Kieninger vom Filmarchiv Austria.
Textquelle und Foto: Filmarchiv Austria

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