Valeska Gert (1892 – 1978) machte ihren ganzen Leib, einschließlich ihres Gesichts und ihrer Stimme, zum Instrument ihrer kompromisslos expressiven Kunst.
Anhand ausgewählter Fotografien und Filmaufnahmen wirft das Filmarchiv Austria mit der Retrospektive und Ausstellung "Valeska Gert: Gesicht – Körper – Bewegung" vom 10. März bis 02. April 2017 ein Streiflicht auf die Rollen, die sie in den verschiedenen Phasen ihres Schaffens verkörpert hat.
Sie war Tänzerin, Kabarettistin, Schauspielerin und zuweilen auch Nachtklubbesitzerin. "Grotesktanz", "Tanzpantomime", "getanzte Zeitsatire" – schon die Begriffe, die die zeitgenössische Kritik für ihre Kunst fand, zeigen, dass ihre Darbietungen die konventionellen Genregrenzen sprengten. Ihre Nummern, die meist nur wenige Minuten dauerten, waren präzise Konkretionen des von Tempo und Urbanität geprägten Zeitgefühls der Weimarer Republik.
Das Spektrum ihrer Verkörperungen reichte von Kupplerinnen und Huren über Gemütszustände, wie die Nervosität der Großstadt, bis hin zu populärkulturellen Persiflagen: Kino, Tanz, Sport. Ihre Auftritte in selbst gestalteten Kostümen polarisierten – galt sie den einen als mutige Grenzüberschreiterin und Avantgardistin, war sie für die anderen eine geschmacklose Provokateurin. In der Stummfilmzeit war sie unter anderem in den Produktionen Die freudlose Gasse (1925), Alraune (1928), Tagebuch einer Verlorenen (1929) und Menschen am Sonntag (1930) in kleineren Rollen zu sehen.
Unter den Nazis wurde ihre Kunst als »entartet« diffamiert, sie selbst ging, wie viele jüdische KünstlerInnen, ins Exil. Nach dem zweiten Weltkrieg war sie in Deutschland als Kabarettistin tätig und spielte unter anderem in Rainer Werner Fassbinders TV-Serie Acht Stunden sind kein Tag. Volker Schlöndorff setzte ihr mit der Dokumentation "Nur zum Spaß, nur zum Spiel" ein filmisches Denkmal.
In der ersten ihr gewidmeten Filmschau sowie einer begleitenden Ausstellung im Metro Kinokulturhaus präsentiert das Filmarchiv Austria das Werk dieser Pionierin des modernen Tanzes, die Körper, Gesicht und Stimme gleichermaßen zum Instrument ihrer expressiven Kunst machte und dabei exemplarische Ausdrucksformen für die Umbrüche und Verwerfungen des 20. Jahrhunderts fand. mehr
Mit Textmaterial und Foto von Filmarchiv Austria