Das Kino "Black Box" im Filmmuseum Düsseldorf zeigt am Samstag, den 18. Februar 2017, den russischen Stummfilmklassiker Die seltsamen Abenteuer des Mr. West im Lande der Bolschewiki.
Die amüsante Groteske um den amerikanischen Geschäftsmann Mr. West lebt von Gegensätzen und gekonnter Persiflage. Regisseur Lew Wldaimirowitsch Kuleschow stellt den ausländischen Klischeevorstellungen vom Bolschewismus ein gleichermaßen überzogenes Bild eines „Yankee“ gegenüber, der voller Vorurteile und mit „Stars and Stripes“ als Sockenmuster in das Land der Bolschewiki aufbricht. Formal imitiert, variiert und parodiert Kuleschow hier die Stilmittel des amerikanischen Abenteuerfilms. Das Schauspiel lässt zudem an die Helden des amerikanischen Slapstick-Kinos denken: Buster Keaton und Harold Lloyd. Die bravouröse Inszenierung, das überzeugende Spiel der Schauspieler und das actionreiche Tempo sorgten für Lachsalven während der Uraufführung am 27. April 1924.
Der durchaus amüsanten Inszenierung gingen strenge theoretische Überlegungen voraus: Lew Wladimirowitsch Kuleschow, der erste große Ästhetiker des Films, veröffentlichte im Alter von 18 Jahren seine ersten theoretischen Artikel und nahm großen Einfluss auf die Entwicklung der sowjetischen Filmkunst. Mitte der 1920er-Jahre entstand eine Konzeption vom Spezifischen des Films, die er in seinem Buch Filmkunst darlegte und mit seinem Opus Magnum "Die seltsamen Abenteuer des Mr. West im Lande der Bolschewiki" erstmals in die Praxis umsetzte. Im Mittelpunkt seiner Überlegungen stand neben der Montage, die er als rhythmische Ordnung verstand, die Bildkomposition. Beeinflusst von der damals modernen ästhetischen Konzeption der Konstruktivisten ist seine Haltung gegenüber dem Filmbild eine zweckmäßige: Jede Einstellung soll bildlich so gebaut sein, dass man sie leicht und schnell versteht. In diesem Zusammenhang hielt er Theaterschauspieler für untauglich. Ihr gekünsteltes Spiel widerspreche den Anforderungen des Films, wo naturalistisch agiert werden müsse. Diese formale Strenge spiegelte sich auch am Set wieder: Unter dem strengen Regiment von Lew Wldaimirowitsch Kuleschow herrschte eiserne Disziplin.
Wilfried Kaets, Stummfilmmusiker aus Köln mit 30 Jahren Praxiserfahrung, hat eine neue Musikfassung für Kinoorgel und simultanes Klavier geschaffen. Russische und amerikanische Klassiker, Hymnen und Volkslieder nehmen dabei einen breiten Raum ein. Die oft überdrehte Montage und das aberwitzige Actiontempo des Films finden ihre musikalische Entsprechung, wie bei der zeithistorischen Begleitung von Actionkomödien üblich, in enger Verknüpfung von Bildinhalt und Tonmalerei. mehr
(Textquelle: Filmmuseum Düsseldorf)