die stadt ohne juden filmarchiv austria 250 02Am 16. Dezember 2022 wurden die im Filmarchiv Austria erhaltenen Nitrooriginale des österreichischen Stummfilms Die Stadt ohne Juden (1924) von der Österreichischen UNESCO-Kommission in das nationale Dokumentenerbe-Register Memory of Austria aufgenommen.

Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung in den Räumlichkeiten des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs verlieh die Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission, Sabine Haag, die Urkunde für "Die Stadt ohne Juden" an das Filmarchiv Austria sowie zehn weitere Neueinschreibungen. Ernst Kieninger, Direktor des Filmarchiv Austria, freut sich sehr, dass mit dieser symbolträchtigen Aufnahme in den Dokumenterbe-Register der Österreichischen UNESCO-Kommission erstmals ein Stummfilm Bestandteil dieses renommierten Verzeichnisses ist, der zum engsten Kreis des filmischen Erbe Österreichs zählt.

Vor 30 Jahren gründete die UNESCO das Programm "Memory of the World" ("Gedächtnis der Menschheit") um die Bewahrung und den Schutz von Dokumenten aller Art – Büchern, Manuskripten, audiovisuellen Medien – sowie deren Zugang zu fördern. Seit 2014 führt die Österreichische UNESCO-Kommission das nationale österreichische Dokumentenerbe-Register "Memory of Austria", das Dokumente und Dokumentenbestände mit herausragender Bedeutung für die österreichische Geschichte listet. Aktuell finden sich 70 Einträge im Verzeichnis der Österreichischen UNESCO-Kommission.

Der Stummfilm "Die Stadt ohne Juden" gilt heute als wohl wichtigste österreichische Filmproduktion der Zwischenkriegsjahre. Der nach einer Romanvorlage des jüdischen Schriftstellers und Journalisten Hugo Bettauer 1924 in Wien gedrehte Film zeigt in beklemmender Voraussicht die kulturelle und wirtschaftliche Verarmung einer Stadt nach Vertreibung der jüdischen Bevölkerung und gilt weltweit als erste filmkünstlerische Auseinandersetzung mit den Folgen des Antisemitismus. Bereits 1991 hat das Filmarchiv Austria in den Niederlanden ein Fragment des jahrzehntelang verschollenen Filmes wiederentdeckt. Nachdem auf einem Pariser Flohmarkt eine weitere Originalquelle entdeckt und repariert werden konnte, wurde der Film 2016 nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne auf Basis der heute im Filmarchiv Austria aufbewahrten Nitropositive restauriert. Die im Filmarchiv Austria aufbewahrten Nitro-Originale sind zentrale Artefakte des österreichischen Filmerbes und sind die einzigen heute noch nachweisbaren Filmelemente. Ab 2018 startete das Filmarchiv Austria mit der neu restaurierten Fassung ein weltweite Präsentationstournee, der Film wurde dabei in Dutzenden Städten Europas, in Asien und in den USA vorgeführt; ergänzend dazu erfolgten verschiedene TV-Ausstrahlungen, womit "Die Stadt ohne Juden" zu den international präsentesten österreichischen Filmen überhaupt zählt.
Textquelle und Bild: Filmarchiv Austria

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