In der Nacht vom 09. auf den 10. Mai 2022 wird um 00:55 Uhr Robert und Curt Siodmaks semidokumentarischer Spielfilm "Menschen am Sonntag" auf ARTE gezeigt. Vom 02. Mai bis 07. Juli 2022 ist der Stummfilmklassiker auch online in der ARTE-Mediathek verfügbar.
Im Sommer 1929 dreht eine Gruppe junger Filmenthusiasten auf den Straßen Berlins einen Film, dessen Drehbuch sie zwischen den Aufnahmen am Kaffeehaustisch improvisieren. Es sind die zu diesem Zeitpunkt noch wenig bekannten Filmemacher Robert und Kurt (später Curt) Siodmak sowie Fred Zinnemann und Billie (später Billy) Wilder. Der Film zeigt fünf junge Laiendarstellerinnen und -darsteller aus Berlin – Christl, Wolfgang, Annie, Brigitte und Erwin –, die sich zu einem gemeinsamen Sonntagsausflug ans Strandbad Wannsee verabreden. Dort herrscht Badetrubel und ein buntes Durcheinander, dazwischen Kartoffelsalat und heiße Würstchen. Ein Fotograf schießt Erinnerungsbilder für jedermann, Cameo-Auftritte von Regisseur Kurt Gerron und Tänzerin Valeska Gert. Inszenierung und dokumentarische Bilder dieses frühen Beispiels eines Independent Films verbinden sich zu einer modernen Momentaufnahme: Blicke aus der Stadtbahn, ein Herr ergötzt sich am Denkmal des „Großen Kurfürsten“, Spaziergänger begleiten ein Musikkorps im Gleichschritt. Stillleben von Grabmälern eines Steinmetzbetriebes und verwahrlosten Hinterhöfen. Gedreht an Originalschauplätzen auf den Straßen Berlins und am Wannsee, entstand das Drehbuch improvisiert zwischen den Aufnahmen mit den Amateurschauspielerinnen und -schauspielern.
Die Uraufführung am 04. Februar 1930 im Union Theater UT Kurfürstendamm war ein Überraschungserfolg und markierte für die jungen Filmemacher den Beginn ihrer Weltkarriere. Der Film wurde 2014 von der Deutsche Kinemathek in Zusammenarbeit mit EYE Filminstituut Nederland restauriert. Im Auftrag der Bielefelder Murnau-Gesellschaft schrieb der Posaunist und Komponist Uwe Dierksen eine neue Ensemblemusik, die im Rahmen des Film- und Musikfestes Bielefeld im Oktober 2021 uraufgeführt wurde. mehr
Textquelle: ARTE Presse; Bild: Stummfilm Magazin